Jersey
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Beim Bau der Verteidigungsanlagen in Jersey waren die Deutschen auf eine zuverlässige Sand- und Steingewinnung angewiesen. La Thiébault in L’Etacq war ein Steinbruch in dem im Westen der Insel liegenden Gemeindebezirk Saint Ouen.
Zu den in diesem Steinbruch arbeitenden Leuten der Organisation Todt (OT) gehörten Spanier und Russen. Einer von ihnen war Fjodor Burrij, der auf der Insel unter dem Namen „Bill“ bekannt wurde. Den folgenden Erinnerungsbericht verfasste der Jerseyaner Bob Le Sueur, der sich mit ihm angefreundet hatte:
„Der OT-Mann, der für das Lager [Lager Brinkforth] zuständig war, hatte den Ruf, besonders brutal zu sein; die Behandlung war schrecklich, zu essen gab es wässrige Suppe, Krankheiten waren endemisch. Feodor [sic], den ich jetzt Bill nenne, wie er später genannt wurde, beschloss zu fliehen.
Er wurde gefasst und musste sich zur Strafe auf dem Lagergelände vor der versammelten Belegschaft nackt ausziehen und dann eine mit Steinen beladene Schubkarre im Eilschritt über eine holprige Fläche schieben, bis er zusammenbrach. Dann musste er in eine Wassertonne steigen (mitten im Winter) und die ganze Nacht im Freien bleiben. Am Morgen konnte er sich anziehen, und danach durfte er sich der Kolonne von Männern anschließen, die zu ihrem Einsatzort in L'Etacq schlurften.
Da er davon ausging, dass er wahrscheinlich sowieso sterben werde, beschloss er erneut zu fliehen. Noch am selben Tag sprang er über eine niedrige Mauer, als niemand hinsah. Er wurde mehr oder weniger direkt von einem vorbeifahrenden Brotlieferwagen mitgenommen.
Zunächst kam Bill bei einem Bauern namens René Le Mottée unter, und danach bei Mrs. Gould. Die in dem Haus La Fontaine in Saint Ouen wohnende Witwe hatte kurz zuvor erfahren, dass ihr älterer Sohn als Marineoffizier im Mittelmeer gefallen war. Sie sagte, sie habe das Gefühl gehabt, „dem Sohn einer anderen Mutter“ helfen zu müssen. Sie schenkte dem armen Kerl liebevolle Zuwendung, wusch seine Wunden, änderte die Kleidung ihres Sohnes, damit sie ihm passte, und verhalf ihm wieder zu Gesundheit und Selbstachtung.“
Mrs. Gould wurde später verurteilt, weil sie einen russischen Flüchtling versteckt hatte. Im KZ Ravensbrück musste sie ihr letztes Opfer bringen. Mehr dazu unter „La Fontaine“.
Steinbruch und Brecher von La Thiébault wurden 1972 abgerissen. Heute befinden sich hier ein öffentlicher Parkplatz und eine Grünanlage, Les Pres d'Auvergne.