Geschichte

Widerstand in Calais

Frankreich

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Von 1940 bis 1944 war Calais der Schauplatz eines unerbittlichen zivilen Widerstands gegen die deutsche Besatzung. Durch Sabotage, Informationsbeschaffung und Fluchtnetzwerke riskierten die Einwohner täglich ihr Leben, um sich der Kontrolle der Nazis zu widersetzen.

Schon in den ersten Tagen der deutschen Besatzung wurde Calais zu einem Zentrum des heimlichen Widerstands. Bereits im Juni 1940 leisteten Zivilisten wie Lionel de Pinho den geflohenen britischen Soldaten Hilfe. Schnell bildeten sich Netzwerke, vor allem die Gruppe "Jean de Vienne", die Informationen sammelte und Fluchtwege für alliierte Soldaten organisierte, von denen einige die unbesetzte Zone über eine Kette von Unterkünften von Calais bis Bourges erreichten.

Der lokale Widerstand entwickelte sich rasch. Die Sabotage der deutschen Telefonleitungen wurde zur Routine, und 1940 und 1941 wurden nächtliche Kabelunterbrechungen gemeldet. Die Vergeltungsmaßnahmen folgten schnell: Verhaftungen, Geldstrafen und Geiselnahme von Zivilisten. Diese Aktionen wurden jedoch unbeirrt fortgesetzt und zeigten den wachsenden Widerstand der Bevölkerung.

Der Widerstand stellte auch gefälschte Dokumente her und verbreitete antideutsche Flugblätter und Slogans. Mehrere Netzwerke, darunter Alibi und Pat O'Leary, waren daran beteiligt, über der Region abgeschossene alliierte Flieger zu verstecken und zu evakuieren. Ganze Familien beteiligten sich, oft unter großen persönlichen Opfern. Es kam häufig zu Verhaftungen, und viele Mitglieder kamen ins Gefängnis oder wurden in Konzentrationslager deportiert. Einige, wie Marie Merlin und Emile Taillefesse, kehrten nie zurück.

In den Jahren 1942 und 1943 verstärkte sich der Widerstand durch Angriffe auf deutsche Logistik und Einrichtungen. Saboteure ließen Züge entgleisen, beschädigten Baumaschinen der Organisation Todt und zerstörten Lager mit Treibstoff, Ausrüstung oder Lebensmitteln. Auch öffentliche Infrastrukturen wie Transformatoren und Werkstätten wurden angegriffen.

Im Jahr 1944, als die Alliierten vorrückten, wurden die Sabotageakte noch koordinierter und intensiver. Bahnlinien, Telefonnetze und sogar V1-Fliegerbombenanlagen wurden gestört. Die Mitglieder der Jade-Fitzroy-, WO- und Farmer-Netzwerke leisteten trotz der ständigen Bedrohung durch Verhaftung oder Hinrichtung wichtige Unterstützung für die alliierte Sache.

Calais zahlte einen hohen Preis für seinen Widerstand. Viele wurden deportiert, hingerichtet oder inhaftiert. Doch die hartnäckigen Aktionen der Bürger spielten eine entscheidende Rolle bei der Schwächung des deutschen Einflusses in der Region.

Adresse

Bd des Alliés, 62100, Calais