Festung

Der Bunker von ​​Saint-Pierre​

Frankreich

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Im Zentrum von Calais wurde 1941 der Saint-Pierre-Bunker als Hafenkommandantur der deutschen Kriegsmarine errichtet. Dieser Stahlbetonbau diente als Kommando- und Nachrichtenstelle für Marineeinsätze entlang der Kanalküste.

Der Saint-Pierre-Bunker, gelegen im Saint-Pierre-Park von Calais gegenüber dem Rathaus, wurde während der deutschen Besatzung Frankreichs von der Organisation Todt im Auftrag der Kriegsmarine errichtet. Offiziell ab dem 26. Februar 1941 in Betrieb, diente das Bauwerk als Hafenkommandantur – das Hafenkommandobüro – und war als „Wn13 Park“ in das deutsche Küstenverteidigungssystem eingebunden. Es unterstand dem Küstenverteidigungsabschnitt C (KVA C), der zur KV-Gruppe Calais gehörte.

Der Bunker wurde aus Stahlbeton gebaut und war 94 Meter lang, mit Wänden von 1,5 bis 2 Metern Stärke und einer Decke von 1,5 Metern Dicke. Er bestand aus fünf gasdichten Räumen, um auch bei einem Gasangriff einsatzfähig zu bleiben. Im Inneren befand sich umfangreiche Fernmeldetechnik – Telefon, Telegrafie und Funk –, die sich über einen Bereich von der Baie de Somme bis zur Scheldemündung erstreckte. Der Bunker spielte eine zentrale Rolle bei der Koordinierung von Überwassereinheiten und der Leitung des Küstenartilleriefeuers, darunter auch der Batterien Oldenburg, Calais und Lindemann.

Die Innenräume umfassten Unterkünfte für Offiziere und Mannschaften, einen Maschinenraum, Lüftungs- und Heizungsanlagen, eine Telefonzentrale, eine Krankenstation, eine Waffenkammer sowie Verwaltungsräume. In unmittelbarer Nähe befanden sich zusätzlich eine Kantine, Küche, Duschen und ein Aufenthaltsraum. An das Hauptgebäude waren zudem eine Garage und ein Technikraum für Lagerung und Wartung angeschlossen.

Mehrere Marineoffiziere führten das Kommando über den Standort und unterstanden dem Seekommandanten Pas-de-Calais, Vizeadmiral Friedrich Frisius. Am 23. Juni 1943 erhielt der Bunker sogar Besuch von Großadmiral Karl Dönitz.

Am 22. September 1944, als sich Truppen der 3. kanadischen Infanteriedivision Calais näherten, vernichtete das deutsche Personal vertrauliche Unterlagen und zog sich zurück. Am 30. September 1944 wurde der Bunker eingenommen; zentrale Anlagen wurden mit Flammenwerfern unbrauchbar gemacht, um eine weitere Nutzung zu verhindern. Nach dem Krieg blieb der Ort bis 1962 versiegelt, ehe die Stadt ihn als Museum wieder zugänglich machte. Seit 2010 ist der Bunker als „Musée Mémoire 1939–1945“ geöffnet und bewahrt die Kriegsgeschichte von Calais und der umliegenden Region.

Adresse

​Avenue du President Wilson​