Geschichte

Das Opfer der Eisenbahner am Bahnhof Calais

Frankreich

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Vor dem heutigen Bahnhof steht ein Denkmal für die Eisenbahner von Calais, die im Zweiten Weltkrieg ihr Leben verloren. Ihr Widerstand umfasste Sabotageakte gegen das von den Deutschen kontrollierte Eisenbahnnetz – oftmals unter großer persönlicher Gefahr.

Der Bereich vor dem heutigen Bahnhof von Calais war einst Standort eines groß angelegten Eisenbahnkomplexes mit zwei symmetrischen Eingängen (einer für Calais und einer für Saint-Pierre) sowie einer Fußgängerbrücke, die von Gustave Eiffel entworfen wurde. Diese monumentale Anlage wurde bei den deutschen Bombenangriffen und Kämpfen im Mai 1940 schwer beschädigt. Zwar wurde das Dach mit Metallträgerkonstruktion zerstört, doch die Besatzungskräfte räumten die Trümmer beiseite und setzten Bahnsteige, Gleise und Weichen wieder instand.

Ursprünglich war der Bahnhof zur Unterstützung einer geplanten Invasion Großbritanniens vorgesehen. Doch mit dem Kriegsverlauf änderte sich seine Rolle: Er wurde Teil des deutschen Verteidigungssystems Festung Europa. Der Bahnhof Calais diente fortan dem Transport von Truppen, Waffen und Baumaterialien für Bunker und Befestigungsanlagen in der gesamten Region.

Obwohl sich der Bahnhof unter Kontrolle der deutschen Reichsbahn befand, erkannten französische Eisenbahner die strategische Bedeutung des Ortes und leisteten heimlich Widerstand. Ihre Sabotageakte reichten von Sprengstoffanschlägen bis hin zu gezielten Entgleisungen. Ein solcher Vorfall ereignete sich am 5. Januar 1943 bei Mark an der Strecke Dünkirchen–Calais: Der Verkehr wurde für 48 Stunden lahmgelegt, eine Lokomotive und sechs Waggons entgleisten. Daraufhin setzten die deutschen Behörden eine Belohnung von 1.000 Reichsmark für Hinweise aus. In der Folge wurde der Calaiser Einwohner Andress Ageneray verhaftet.

Weitere Sabotageakte wurden im Mai und August 1943 sowie erneut im Februar 1944 dokumentiert, als ein Personenzug entgleiste – und nochmals im September 1944. Das Risiko war hoch: Der Eisenbahner Jules Quertigniez wurde im März 1943 im Fort Mont Valérien hingerichtet, Gaston Bourgeois im August 1944 verhaftet und später erschossen, weil er nachts in der Nähe der Gleise unter Sabotageverdacht geraten war.

In den letzten Monaten der Besatzung richteten alliierte Luftangriffe im Mai und Juni 1944 ihre Ziele auf die drei Hauptbahnhöfe von Calais sowie den Hafen. Diese Angriffe nahmen vor der Befreiung an Intensität zu und forderten zahlreiche Opfer unter den Eisenbahnern. Gleichzeitig nahmen auch die Evakuierungen von Zivilisten – insbesondere Kindern, Frauen und älteren Menschen – deutlich zu.

Das Denkmal gegenüber dem Bahnhof erinnert an das Opfer der Eisenbahner von Calais und ihren Beitrag zum Widerstand gegen die deutsche Besatzung.

Adresse

​Boulevard Jacquard​