Der kanadische Militärfriedhof Dieppe (Dieppe Canadian War Cemetery) ist aus zwei Gründen einzigartig. Erstens war er der erste Friedhof der Commonwealth-Kriegsgräberkommission, der nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs angelegt wurde (1949 wurde er von Philip Hepworth umgestaltet und renoviert). Zweitens wurden die ursprünglichen Grabreihen 1940 von deutschen Soldaten angelegt, wobei die Bestattungen in einer Rücken-an-Rücken-Anordnung erfolgten – anstelle der sonst üblichen Einzelreihen.

Der Friedhof umfasst insgesamt 957 Gräber alliierter Soldaten. 707 dieser Gräber gehören kanadischen Soldaten, überwiegend Gefallene oder Verwundete der Operation Jubilee – jenes tragisch gescheiterten amphibischen Angriffs auf den von Deutschen besetzten Hafen von Dieppe. Unter den Toten befinden sich auch Angehörige der Royal Navy sowie britische Kommandos, die an dem Angriff teilnahmen. 192 Gräber sind von unbekannten Personen, deren Identität nicht festgestellt werden konnte.

Weitere Bestattungen auf dem Friedhof stammen aus verschiedenen Phasen des Krieges: aus der Schlacht um Frankreich 1940, von Besatzungen alliierter Luftstreitkräfte unterschiedlicher Nationalitäten zwischen 1940 und 1944, sowie von Kanadiern, die im Zuge der Befreiung im September 1944 in die Region zurückkehrten.

Zu den bemerkenswerten Gräbern gehört das von Brigadier Mary Janet Climpson, der einzigen Frau auf dem gesamten Friedhof. Sie war für die Heilsarmee tätig und wurde 1940 nach Frankreich entsandt. Als sich die britischen Streitkräfte zurückzogen, begannen auch die humanitären Organisationen mit der Evakuierung. Am 20. Mai 1940, in der Nähe von Dieppe, wurde der Fahrzeugkonvoi, in dem sich Mary befand, von der deutschen Luftwaffe angegriffen. Sie kam dabei ums Leben.

Mary Climpson ist die älteste auf dem Friedhof bestattete Person; die jüngsten sind sechs achtzehnjährige Männer.

In Grab E.10 ruhen zwei kanadische Brüder gemeinsam: der Gefreite Kenneth Ingram, 20 Jahre alt, und Feldwebel Robert Ingram, 23 Jahre alt. Kenneth fiel am 19. August 1942 bei den gescheiterten Landungen der Operation Jubilee in Dieppe. Robert fiel am 13. August 1944 im Dorf Moulines, südlich von Caen. Er war zunächst im Garten eines Wohnhauses in Moulines beigesetzt worden, bevor er am 21. Mai 1945 exhumiert und neben seinem Bruder beerdigt wurde.