Geschichte

Ein sinnloses Massaker in Kapelsche Veer

Niederlande

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Im strengen Winter 1944/45 tobt ein erbitterter Kampf um einen winzigen deutschen Brückenkopf an der Bergschen Maas. Am Ende triumphieren die Alliierten, allerdings zu einem hohen Preis.

Kapelsche Veer
Im Winter 1944/45 ist die Erste Kanadische Armee von General Crerar für die lange Front von Tholen bis Boxmeer verantwortlich. All diese Monate verlaufen relativ ruhig, mit einer Ausnahme: der blutigen Schlacht am Kapelsche Veer. Der Grund: ein winziger deutscher Brückenkopf um die beiden Häuser am Südufer um die Fähre.

Der Anfang
Am 24. Dezember 1944 werden vierzig Deutsche der 712. Infanterie-Division (Generalleutnant Neumann) über die Bergse Maas nach Kapelsche Veer, um sich dort einzugraben, in Vorbereitung auf eine neue deutsche Operation, den "Fall Braun". Eine zweite Kompanie schloss sich bald der ersten an, und etwa 150 Soldaten befanden sich in dem kleinen Brückenkopf inmitten eines verlassenen Polders.

Polnische Aktionen
Das ist Generalmajor Maczek, dessen 1. polnische Panzerdivision diesen Sektor bewacht, ein Dorn im Auge. Eine erste Patrouille am 28. und 29. Dezember 1944 bringt außer zehn polnischen Verwundeten nichts zu Tage. Der erste ernsthafte Angriff in der Silvesternacht endet für die Polen in einem blutigen Fiasko. Die flache, verschneite Polderlandschaft bietet keine Deckung, und dieses Mal sind 48 Tote und Verwundete zu beklagen. Nach dem Abzug von Neumanns Division nach Osten übernimmt ab 31. Dezember die 6. Fallschirmjäger-Division von Generalleutnant Plocher die Stellungen. Seine meist jungen Fallschirmspringer sind im Allgemeinen etwas fanatischer als der durchschnittliche deutsche Soldat. Es ist daher nicht verwunderlich, dass ein erneuter polnischer Angriff wieder ins Leere läuft. Auch der zweite Großangriff am Dreikönigstag, dem 6. Januar 1945, scheitert. Es gibt 123 Tote und Verwundete. Ein dritter Versuch der britischen 47th Royal Marine Commandos, die Maczek zugeteilt sind, scheitert ebenfalls. Auch in diesem Bataillon dienten Norweger. Die Einheit verliert insgesamt 49 Mann. Es gelingt nicht, die deutschen Truppen aus ihren Stellungen zu vertreiben.

Schlussakkord
Letztlich führen all diese Misserfolge dazu, dass die Kanadier die harte deutsche Nuss mit brachialer Gewalt knacken, nämlich durch den Einsatz von Einheiten der 4th Canadian Armoured Division. Operation "Elephant" ist daher ein passender Name für diesen Großangriff. Sie beginnt am 26. Januar 1945, aber trotz der Übermacht dauert es noch vier Tage, bis sich die letzten Deutschen über die Maas zurückziehen. Von diesem Zeitpunkt an wird es an der Maas wieder relativ ruhig. Relativ deshalb, weil der gegenseitige Beschuss weitergeht. Am Ende sind etwa 465 alliierte Tote und Verwundete zu beklagen. Auf deutscher Seite liegt die Zahl der Opfer bei mindestens 600. Das Traurige daran ist, dass die Schlacht völlig sinnlos war. Der winzige Brückenkopf stellt für niemanden eine Bedrohung dar. Aber diese Tatsache ist leider auch in Kriegszeiten keine Ausnahme.