Geschichte

Eine einzigartige Lösung für ein schwieriges Problem

Niederlande

Lesezeichen

Teilen

Routenplaner

Nach zwei Monaten Kampf war die 1. polnische Panzerdivision am Rande der Erschöpfung. Was nun?

Ende des Vormarsches
Es war der 5. Oktober 1944. Das Dorf Alphen in Brabant in den Niederlanden und die Umgebung waren befreit, aber der geplante Durchbruch nach Tilburg war ins Stocken geraten und der britisch-polnische Vormarsch zum Stillstand gekommen. Die 1. polnische Panzerdivision von Generalmajor Stanisław Maczek kämpfte nun schon seit acht Wochen fast ununterbrochen. Die Verluste an Soldaten hatten so stark zugenommen, dass es fraglich war, ob sich die Division weiterhin am Kampf gegen die deutschen Besatzer beteiligen können würde.

Schlechte Nachrichten
Generalmajor Maczek schickte den stellvertretenden Kommandeur der 10. gepanzerten Kavalleriebrigade, Oberstleutnant Antoni Grudziński, mit den offiziellen Zahlen nach London. Sie waren geradezu schockierend. Die Panzereinheiten waren um ein Viertel kleiner als beim Start der Befreiung Westeuropas in der Normandie. Da jedes Besatzungsmitglied eine ihm zugewiesene Aufgabe hatte, bedeutete jeder Verwundete oder Gefallene, dass ein Panzer nicht in die Schlacht genutzt werden konnte. Die Zahlen für die Infanterie, die Fußsoldaten, waren noch alarmierender. Insgesamt fehlten Maczek 800 Mann, das entsprach etwa einem ganzen Bataillon. Mit anderen Worten: Statt mit vier Infanteriebataillonen musste er mit nur drei Bataillonen kämpfen. Noch schlimmer war, dass die einzige polnische Division in Westeuropa nur noch wenige Wochen zur Verfügung hatte, wenn die Verluste so hoch blieben. Da kamen die drei Wochen relativer Ruhe um Alphen gerade recht.

Wie geht es weiter?
Da Polen von Deutschland besetzt war, war es unmöglich, die Verluste mit neuen Rekruten aus der Heimat auszugleichen. Letztlich wurde eine ganz besondere Lösung gewählt. Relativ viele ursprünglich polnische Männer kämpften in der deutschen Armee, weil ihr Wohnort in das Dritte Reich eingegliedert worden war. Wann immer diese sogenannten Volksdeutschen in Gefangenschaft gerieten, wurden sie vor die Wahl gestellt: den Rest des Krieges in Gefangenschaft zu verbringen oder mit ihren Landsleuten gegen die Wehrmacht zu kämpfen. Dank dieser Notmaßnahme und dank der Nachschublieferungen aus England konnte schließlich die schlimmste Not der Truppen gelindert werden.

Weiter nach Breda
Die Division war gerade rechtzeitig wieder kampfbereit für die nächste Phase des Krieges, die Operation Breda, welche am 27. Oktober 1944 begann. Obwohl sie nie ihre volle Stärke erreichen würde, konnten die Mitglieder der 1. polnischen Panzerdivision ihre Aufgabe als Teil der kanadischen Befreiungsarmee bis zum Ende des Krieges erfüllen.