Geschichte

Das Überleben von Deserteuren im Untergrund

Luxemburg

Lesezeichen

Teilen

Routenplaner

Nach der Einführung der Wehrpflicht stieg die Zahl der Deserteure in Luxemburg stark an. Die Besatzungsmacht führte daraufhin besonders strenge Kontrollen an den Grenzen zu anderen Ländern und auf allen Verkehrswegen durch. Es war daher dringend notwendig, mehr Verstecke für Deserteure im Land zu schaffen.

Fast zeitgleich gelang es der Gestapo zunehmend, durch Spitzel und Verräter ganze Widerstandsringe, auch im Ausland, zu entlarven und ernsthaft zu zerschlagen. Bei ihrer Verhaftung drohten den Helferinnen und Helfern hohe Gefängnisstrafen, Todesurteile und die Überstellung in Vernichtungslager der SS. Durch eine einzigartige Solidaritätsaktion des Widerstands sowie tausender Patriotinnen und Patrioten konnten etwa 2.500 Widerständler heimlich im Land unterkommen. Verschiedene Widerstandsgruppen halfen dabei, indem sie bis zu 1.000 Flüchtlinge mit gefälschten Papieren über organisierte Fluchtwege unter ständiger Lebensgefahr in das weniger überwachte große Ausland schmuggelten.

Zunächst wurden im Winter Verstecke in Häusern, Scheunen, Ställen, sogar in Kirchen und später in stillgelegten Erzgruben angelegt. In der warmen Jahreszeit fand man in etwa 85 eingegrabenen Feld- und Waldbunkern auf dem Lande Unterschlupf. Die größten Herausforderungen waren die Sicherheit und die rationierte Lebensmittelversorgung, die ohne zahllose anonyme Helferinnen und Helfer aus der Bevölkerung nicht möglich gewesen wäre. Gelegentlich konnte illegal geschlachtetes Vieh beschafft oder die rationierte Lebensmittelversorgung durch nächtliches Wildern und Fischen verbessert werden.

Die täglichen Vorräte wurden von lokal organisierten Widerstandsgruppen nachts an bestimmten Orten deponiert, wo sie später von den Flüchtlingen in ihre Erdbunker gebracht wurden. Wegen des verräterischen Rauchs durfte nachts nur an versteckten Feuerstellen gekocht werden. Die tagtägliche Geheimhaltung der jungen Flüchtlinge mit unterschiedlichem Hintergrund und Charakter konnte nur mit eiserner Disziplin und drakonischen Strafen aufrechterhalten werden.

Leider kam es aufgrund von Naivität und jugendlichem Übermut zu einigen tödlichen Zwischenfällen mit fatalem Ausgang, die ganze Seilschaften von Helferinnen und Helfern mit ihren Familien ins Unglück stürzten.

Das Drama der Zwangsrekrutierung wurde zu einem nationalen Thema für das Land. Es gab fast keine Familie, die nicht direkt oder indirekt von dieser Tragödie betroffen war. Es handelte sich um eine freiwillige Solidaritätsaktion, die trotz der Todesstrafe in der Geschichte des Landes Luxemburg einmalig ist. Diese Geschichte steht in direktem Zusammenhang mit dem Monument der Solidarität der Nationen in Ville-Haute, Luxemburg.

Adresse

Plateau du Saint Esprit, L1475, Luxembourg